Zufall oder Plan, Chaos oder Ordnung

Somit sind wir wieder bei der Sicht der Dinge aus naturwissenschaftlichem Blickwinkel. In der Frage, ob die Erde ist, wie sie ist, weil sie eine Folge von Zufällen ist oder ob sie von vornherein so geplant und gestaltet wurde, schwingt die Frage mit, ob wir uns in einem chaotischen Zustand oder in einer absoluten Ordnung befinden. Dem Glauben nach hat Gott die Welt erschaffen. Er erschuf Himmel und Erde, Pflanzen Tiere und Menschen. Die Welt ist so wie sie ist, weil Gott sie so gestaltet hat. Komme ich zur ersten Frage: wann hat Gott die Welt erschaffen? Nach dem Urknall, mit dem Urknall oder vor dem Urknall? Also gab es den Urknall und welche Bedeutung hat er für den Planeten Erde. Hat der Urknall die Planeten geschaffen und Gott hat auf dem existierenden Planeten Erde das Leben erschaffen oder hat er die ganze Erde geschaffen? Was ist dann mit der Urknalltheorie? Ist die belegbar oder gilt die für den religiösen Glauben nicht? Für die Juden ist der Tanach Gesetz und danach ist die Erde mit den Lebewesen, vor allem der Menschen ca. 5000 Jahre alt. Das rechnen sie anhand der Stammesgeschichte von Abraham, Adam und Eva und allen Nachfolgern aus, so wie sie in den Büchern Moses aufgeschrieben sind. Evolution, wie sie Charles Darwin in seinem Buch über die Entstehung der Arten (1859) beschrieben hat, hat im Judentum keinen Platz. Die Christen sehen es viel pragmatischer. Zuerst mal verneinen sie die Entstehung des Menschen in der Art, wie Darwin es aufgeschrieben hat. Zur Evolutionstheorie sagen sie inzwischen, dass es mehr als eine Hypothese ist. Zuerst durch Papst Pius XII 1950 beschrieben und auch durch Johannes Paul der II 1992 festgehalten sagen sie, dass es eine ernsthafte Hypothese ist, die Darwin aufgestellt hat. Für die Christen ist es etwas einfacher die Evolution als Gottes Werk anzusehen, da sie die Bücher Moses als wichtige historische Bücher ansehen und nicht als Gesetz des Glaubens. Somit kann die Erde auch älter als 5000 Jahre sein. Allerdings kann der Mensch mit seinem Geist oder seiner Seele kein reines Produkt aus Materie sein. Hier liegt also Gottes Schöpfung vor. Die Geistseele trennt den Menschen vom Tier, weil sie nicht durch Evolution entstanden sein kann. Die katholische Kirche lehrt, dass jede Geistseele unmittelbar von Gott, und nicht von den Eltern, geschaffen ist und zwar als unsterbliche Seele. Weihbischof Prof. Dr. Andreas Laun beschreibt den Spagat mit der Naturwissenschaft so, dass es keinen Widerspruch zwischen Glauben und Wissenschaft gibt. Das ist eine katholische Selbstverständlichkeit. Wenn man meint einen Widerspruch zu entdecken, muss man mit Geduld den Fehler suchen und entweder die Ergebnisse der Wissenschaft korrigieren oder erkennen, dass man den Glauben falsch verstanden hat.
Im Islam hat sich noch keine Meinung zu dem Thema Darwin durchgesetzt. Im Koran dauert ein Tag auch schon mal 1000 oder gar 50.000 Jahre. Das Alter der Erde ist also für den Islamgläubigen kein Glaubensumstand. Mohamads Aufforderung, „suchet Wissen“ ist im Laufe der Jahrhunderte eher dem „fürchtet Wissen“ gewichen, nicht zuletzt weil die überbordende Bedeutung der konservativen Auslegung islamischer Quellen durch die frühen Gelehrten schon fast sakralen Charakter aufweist. Emina Corbo-Mesic, Lehrbeauftragte für Islam an der Hochschule Ludwigsburg, erklärt uns, dass Leben nur aus Leben entstehen kann. Dafür grundlegend ist Wasser, denn Gott hat laut Sure 21,30 und 24,45 alles Leben aus Wasser geschaffen.
Der Bereich, in denen die Gläubigen das direkte Wirken Gottes sehen, wird zusehends kleiner. War es am Anfang die Welt (als Scheibe) mit den Gestirnen, so kam mit Galileo Galilei die Welt als Kugel, mit Kopernikus das Heliozentrische Weltbild, mit Darwin die Evolution und mit der modernen Primatenforschung ist es sogar möglich nachzuweisen, dass Schimpansen sich in einen anderen Schimpansen  hinein versetzen können und dessen Verhalten vorhersagen können. Weiter können wir sehen, dass die geltende Meinung, dass Wasser unbedingt zum Leben notwendig ist, langsam aufweicht. So können sich Forscher auch andere Flüssigkeiten wie etwas Kohlenwasserstofflösung als Lebenselixier vorstellen. Dann wäre auch der Koran in Punkten neu zu lesen.
Es bleibt die Frage, ob aus Materie Geist entstehen kann, ob das Ganze von alleine mehr als die Summe ihrer Teile ist, oder ob es göttliches Zutun benötigt wird, ob Chaos oder Ordnung das Grundprinzip der Natur ist. Folgt man den Glaubenslehrern, dann hat Gott die Welt in Ordnung geschaffen, von dem jedes Teil seinen Platz hat und zum Gleichgewicht beträgt. Folgt man der Ursuppen-Hypothese, hat sich das Leben aus zufälligen organischen und anorganischen Verbindungen ergeben. Kritisch anmerken kann man, ob denn Zufall und Chaos in der Lage sind, Strukturen zu erschaffen, die in sich völlig geordnet sind.
Die heutige Chaosforschung beschreibt das als denkbar. Denn auch Systeme mit nicht vorhersehbaren und scheinbar irregulären Verhalten zeigen bestimmte typische Verhaltensmuster. Prof. Dr. Peitgen formuliert so, dass Chaos und Ordnung zusammen gehören als zwei Seiten der Beschreibungsweisen der Natur. Somit wird deutlich, dass ein reines Chaos genau so wenig existiert, wie reine Ordnung.
Davon zeugt schon der Zustand des Universums vor dem Urknall. Auch in der Vor-Universumszeit, sprich vor dem Urknall bestand das damalige Universum aus Ordnung und Chaos zugleich. Die Blumenwiese wurde durch ein chaotisches Gleichgewicht belebt.