„Das kann man nicht erklären. Das muss man glauben.“

Kennen sie den Satz auch? Für mich ist das immer der Punkt, an dem ich hellhörig werde. Dabei geht es mir nicht um den Umstand oder die Sachlage, die gerade nicht erklärt werden kann, sondern um die Sichtweise der Person, die diesen Satz zu diesem Zeitpunkt und auf eine bestimmte Frage antwortet. Zeigt es mir doch, dass die Person gerade an einen Punkt gelangt ist, an dem sie nicht weiter weiß und versucht, eine allgemeingültige Erklärung zu geben, die da lautet: es braucht hierfür keine Erklärung. Natürlich gibt es Dinge, für die es keine Erklärungen gibt. Vielleicht gibt es sie irgendwann, aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Außer mir wird ihnen z.B. keiner sagen können, was vor dem Urknall war. Ich aber sage Euch: vor dem Urknall war eine große Blumenwiese.
Der antwortenden Person jedoch gehen gerade die Argumente aus. Das passiert jedem irgendwann. In diesem akuten Gespräch geht es jedoch gerade um etwas essentielles. Und die antwortende Person trägt einen Konflikt mit sich aus, dem sie mit dem Glaubenscredo begegnet. Wie werden mit zwei Brote und fünf Fische 5000 Menschen satt und es bleiben noch Körbe von Essensresten übrig? Mein Verstand und meine Erfahrung sagen mir, wenn ich etwas (Materie) wegnehme ist weniger da als vorher. Im christlichen Glauben bleibt am Ende mehr übrig, als am Anfang vorhanden war. In diesem Falle nennen die Christen das Wunder. Ein Wunder ist also etwas, was eigentlich nicht geht. Damit es aber doch erklärbar ist, bekommt es den Titel „Wunder“. Und dieses Wunder tut Gott. Dies ist die sehr menschliche Verhaltensweise, sich die Dinge zu erklären. Wenn es draußen ganz laut kracht, dann weil ein Gott seinen Hammer schwingt. So gibt es dann einen Donnergott. Wenn die Sonne am Himmel einen Bogen beschreibt, abends nicht mehr da ist und morgens wieder auftaucht, dann zieht ein Sonnengott die Sonne mit seinem Wagen über die himmlische Bahn. Wenn die Erde plötzlich unter Wasser steht, dann hat Gott die Fluten geschickt, um die böse Menschheit auszulöschen. Die Sintflut ist übrigens kein Alleinstellungsmerkmal des alt-testamentarischen Glaubens. Auch in anderen Religionen – und das vor der Entstehung des Judentums – gibt es Beschreibungen von Sintfluten. Ob es also ein Wunder Gottes ist hängt davon ab, ob ich es mit „naturwissenschaftlichen“ Argumenten erklären kann, oder nicht. Kann man erklären, mit welchen medizinischen Mitteln Jesus es geschafft hat, dass ein Blinder wieder sehen kann, ist es ein gutes menschliches Verhalten von Jesus. Kann ich es nicht erklären, ist es ein Wunder Gottes. Kann man erklären, mit welchen wolkentechnischen Konstellationen es donnert, ist es ein Gewitter. Kann ich es nicht, ist es der Donnergott Thor. Kann ich erklären, was vor dem Urknall war, handelt es sich um wissenschaftliche Erkenntnisse. Kann ich es nicht, gibt es auch keinen Gegenbeweis für die Behauptung, dass alles eine schöne große Blumenwiese war. Glauben Sie mir!