Feiertage in ihrer Entstehung

Jede Religion hat ihre Feste und ihre Feierlichkeiten, immer wiederkehrende Tage und Nächte, an denen besonderer Taten oder Ereignisse gedacht wird und die Auswirkungen auf den Menschen heute haben.
Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Advent sind wohl die wichtigsten im christlichen Jahr. Jom Kippur (Versöhnungstag), sowie Pessach, Chanukka und Rosch Haschana (Neujahrsfest) sind die höchsten jüdischen Feste. Für die Anhänger des Islam sind es der Fastenmonat Ramadan mit dem sich anschließenden Fastenbrechenfest, das Opferfest, der Geburtstag Muhamads (Mevlid), das islamische Neujahrsfest (im Oktober) und das Ashura-Fest (Fasten- und Rettungstag des Propheten Moses).
Und natürlich hat jede Religion auch ihre eigene Zeitrechnung. So gibt es den Hebräischen und den Mohammedanischen, den Gregorianischen und den Julianischen, den Römischen, den Attischen (spezieller griechischer) und den Ägyptischen Kalender. Jedes Fest wird nach bestimmten Zeitrechnungen an bestimmten Tagen gefeiert und hat scheinbar nichts mit Feierlichkeiten der anderen Religionen gemeinsam.
Wenn die Christen also vom 24. Dezember bis 6. Januar Weihnachten feiern, hat das offenbar nichts mit dem jüdischen Chanukka (17. bis 24. Dezember) zu tun, an dem Die Reinigung und Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem und das Ölwunder gefeiert wird. Ebenfalls ist es dem Anhängern des Islam verboten, sich an christlichen Festen oder Bräuchen zu der Zeit zu beteiligen, da man ansonsten den Glauben der anderen unterstützen würde. Inhaltlich gibt es also keine Übereinstimmung. Und es sieht weiterhin so aus, als habe nichts mit dem anderen zu tun. Schauen wir uns mal verschiedene Feiertage an.
In Ägypten feierte man im Tybi das Nilfest. Tybi ist die Zeit von Ende Dezember bis Ende Januar römischer Zeitrechnung. Erwähnt wird das zum ersten mal im 2 Jhd. n. Chr. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch kein Weihnachtsfest der Christen. Es begann aber ein Interesse an diesem Fest zu wachsen. Man nahm an, dass am 25. März, dem Frühlingsaequinoktium, also dem Tag, an dem Tag und Nacht gleich lang sind (Frühlingsanfang), sowohl der erste Schöpfungstag, wie auch der Kreuzestod Jesu als auch der Tag Marias Empfängnis war. Neun Monate zum Empfängnistag hinzugerechnet war der 25. Dezember. In Ägypten galt zu Beginn des 3. Jhd. ein Tag zwischen Ostern und Pfingsten als Geburtstag Jesu. In den ältesten christlichen Kalendern wurde Jesu Geburt und Tod auf den 14. Nisan (hebräischer Monat Nisan beginnt Mitte März des Gregorianischen Kalenders) gelegt, weil in der Haggada steht, dass Isaak, Christi Vorbild, am 14 Nisa geboren wurde. Die altpalästinenische Kirche feierte die Geburt Jesu Mitte Mai. In Rom wurde von Kaiser Aurelian 275 n. Chr. der Geburtstag des Sol Invictus („unbesiegter Sonnengott“) auf die Wintersonnenwende des Julianischen Kalenders, also den 25. Dezember gelegt. Der Sonnenkult hatte zu dieser Epoche seine Hochzeit. Manche sehen darin die Fortsetzung des alten Baalkultes. Dieses Sonnenwendefest war in vielen heidnischen Kulturen ein wichtiges Fest. Gegen Mitternacht wurden die Einweihungsriten gehalten. Als Reaktion darauf wurde um 300 n. Chr. die Geburt von Jesus auf den gleichen Tag gelegt. Vielleicht auch erst 354 n. Chr. von Papst Liberius, der es damit von der Epiphaniasfeier am 6. Januar loskoppelte. Somit wurde der Sehnsucht der Menschen auf der Nordhalbkugel, dass die Dunkelheit des Dezembers überwunden würde, eine christliche Form gegeben. Der syrische Kirchenschriftsteller benannte dies schon im 12 Jhd. In Jerusalem wurde das Geburtsfest erst im 6 Jhd. gefeiert. Heute feiern die meisten Christen am 25. Dezember. Die Armenische Kirche hält jedoch am 6. Januar fest. Aus dem nordischen, wo das Julfest zur Wintersonnenwende gefeiert wird, scheint der Weihnachtstermin nicht zu kommen, da die Datierung des Julfestes uneinheitlich und zu anderen Terminen erfolgte. Vermutlich wurde dieses Fest auf Weihnachten gelegt, also andersherum angeeignet. Interessant sind trotzdem die Rauhnächte, also die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar, die prophetisch für die kommenden zwölf Monate waren und in denen viele Regeln beachtet werden mussten, damit das Glück den Bauern hold war. Z.B. wurde das Haus ausgeräuchert nach dem Motto Unglück hinaus und Glück hinein. Den Kelten war schon bewusst, dass in der Zeit die kosmische Strahlung und die Erdstrahlung besonders stark ist und sich schwächend auf Mensch und Tier auswirken können. Deshalb wurden zum Schutz entstrahlende Pflanzen wie Stechpalmen, Tannen oder Misteln, geschmückt mit Goldstückchen oder Schmuck in den Häusern aufgestellt. Ein Schelm, der dabei an den Weihnachtsbaum denkt.
Der Einfluss der Nordafrikanischen, ägyptischen Kirche ist viel wahrscheinlicher, da auch die Darstellungen des Isis und Osiris großen Einfluss auf die christliche Methode der Bebilderung der Heiligenbilder (Ikonographie) hatte.
Weit vor Christi Geburt wurde die personifizierte Ewigkeit als Gottheit Aion oder Äon dargestellt. Aion wurde in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar von der Jungfrau Kore (Persephone) geboren. Epiphanius berichtete, dass noch zu seiner Seit, also Ende des 4 Jhd. dieses in Alexandria gefeiert wurde.
Sommer- und Wintersonnenwende, Frühlings- und Herbstaequonioktium, Baal und Isaak, Isis und Osiris. Alles dies sind Einflüsse, die die Geburt Jesu Christi auf den 25. Dezember legen ließen. Von Gottes diktiertem Wort ließt sich da wenig.
Ein weiterer Grund, der gegen den 25. Dezember als tatsächlicher Geburtstag Christi gilt, ist der Umstand, dass es Winter ist. Und Winter sind auch in Palästina kalt. Zu diesen Zeiten hatten die Hirten ihre Schafe nicht auf den Feldern, das geschah erst wieder nach der Ernte im Spätsommer. Nur dann bleiben die Hirten auch Nachts zusammen auf den Feldern. Und wem das noch nicht reicht: die Schilderung der reisenden Mutter, die kein Platz für ihre Geburt findet, kennt der griechische Leser von der Mutter Apolls. Wie ein Kind des Zeus bei Kallimachos in Windel gewickelt wird und das Dionysoskind in der Getreideschwinge liegt, so liegt bei Lukas das Kind in der Krippe.