Gott als Hoffnungsträger

Warum glauben Menschen an einen Gott?
Weil es Ihnen Hoffnung bietet. „Hoffnung bezeichnet den Grund und die Voraussetzung für Veränderung sowie für jeglichen Fortschritt im Sinne der Verbesserung eines gegenwärtigen Zustandes.“ (Brockhaus) „Wenn wir die Hoffnung aufgeben, dann sind wir verzweifelt.“ (Das Prinzip Hoffnung) „Ja, wir müssen alles tun, um Leid zu überwinden, aber ganz aus der Welt schaffen können wir es nicht – einfach deshalb nicht, weil wir unsere Endlichkeit nicht abschütteln können und weil niemand von uns imstande ist, die Macht des Bösen, der Schuld, aus der Welt zu schaffen, die immerfort – wir sehen es – Quell von Leiden ist. Das könnte nur Gott: Nur ein Gott, der selbst in die Geschichte eintritt, Mensch wird und in ihr leidet.“  Papst Benedikt XVI. Spe salvi von 2007)
Bedeutet was?
In der Psychologie ist man sich sehr einig, dass die menschliche Psyche ausschlaggebend verantwortlich für die Erreichung von Zielen ist. Wenn man nicht an seinen Erfolg glaubt, wird man sich auch letztlich nicht durchsetzen können. Wenn man nicht glaubt, dass ein Medikament einem hilft, dann hilft es auch nicht. Und wenn man nicht mehr auf einen positiven Ausgang der Situation hofft, dann gibt man nicht nur die Situation auf, sondern auch sich selber.
Also braucht der Mensch Hoffnung in seinem Leben. Hoffnung, dass er was zu Essen findet, dass er einen Partner findet, vielleicht Familie gründet und dass er im Alter nicht alleine bleibt. Hoffnung, dass sein Leben nicht vergeudet ist, dass es einen Sinn erfüllt. Die Lebensumstände der Natur sind jedoch alles andere als liebevoll und fair. Das Leben ist Kampf ums Überleben. So wie in Afrika in der Wüste, so auch in Deutschland im Luxusviertel. Die Kampfmittel sind andere und wir haben kulturell viel erreicht, damit der Stärke dem Schwächeren nicht die Keule auf den Kopf haut und sich nimmt, was er braucht. Im Übrigen auch eine Hoffnung, die man hat, dass der Stärke sich bitte auch an diese Regel hält. Wir sind so sehr im Kampf ums Überleben verstrickt, das wir gar nicht merken, dass es ein Kampf ist. Es ist selbstverständlich, dass ich morgens aufstehe und zur Arbeit gehe, dass mein Arbeitgeber mich bezahlt und ich mir davon was zu Essen kaufen kann, die Miete bezahle, meine Kinder ernähre, die Hundesteuer bezahle, das Auto abbezahle, den Urlaub finanziere,...
Mein Job erfüllt mich (dann habe ich sehr viel Glück) oder er ist eine lästige Pflicht. In diesem Falle ist es Alltag. Er kann auch ausbeutend sein. Wie auch immer er ist, hoffe ich aber darauf, am Ende alle Ausgaben von dem Geld bezahlen zu können, was ich verdiene.
Diese Hoffnung kommt nicht von alleine. Sie kommt aus der menschlichen Haltung oder aus dem, was einem versprochen wird, von dem man glaubt, dass es eintrifft. Es gibt Menschen, die sind ein Quell an Zuversicht. Ihnen geht nie der Optimismus aus, dass das alles schon irgendwie klappen wird. Letztlich wird ihnen auch viel gelingen. Die Hoffnung darauf, dass es gelingt ist ein wichtiger Baustoff dazu. Anderen Menschen tritt die Hoffnung nicht aus jeder Pore. Sie benötigen Orientierungshilfen und Zuspruch. Zuspruch in Form „das wird schon, wirst schon sehen“ oder „ich steh das mit dir durch“.
In unserer monotheistischen Welt haben wir ein Prinzip Hoffnung, auf dass ich mein Augenmerk, bzw. ihr Augenmerk lenken will: Gott sieht alles und am Ende entscheidet er. Mit dieser Hoffnung lässt sich vieles viel leichter ertragen. Warum sonst wird in Notsituationen zum Gebet gegriffen? Warum sonst wird, wenn es drauf ankommt und große Gefahr droht, plötzlich der Glaube wieder ausgepackt und Mann und Maus wird gottesfürchtig? Es ist tief in uns drin, weil es in unserer Kultur eine wichtige Rolle spielt. Selbst für die Atheisten und die Agnostiker spielt es eine Rolle, in einer Gesellschaft zu leben, die von diesem Grundsatz geprägt ist. Papst Benedikt bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: „aber ganz aus der Welt schaffen können wir es (das Leid) nicht“. Das Leid ist in unserer Welt. Wenn ich den Fernseher anmache und die Nachrichten sehe, prallt mir die leidvolle Welt nur so ins Gesicht. Als gläubiger Mensch habe ich es einfacher. Das Leben ist leichter zu händeln, weil ich davon ausgehen kann, dass nach dem Tod nicht alles vorbei ist. Es macht einen Sinn zu leben, auch wenn es hart ist, wenn ich früh sterbe oder meine Kinder vor mir sterben. Es wird viel viel erträglicher, wenn ich dem Leben Hoffnung von einer anderen, viel größeren als der menschlichen Kraft geben kann. Einer Macht, die nie versiegt, bei der ich mir keine Gedanken machen muss, ob sie in hundert Jahren auch noch da ist. Einer Kraft, die ewig andauert und bei der ich davon ausgehen kann, dass am Ende des eigenen Lebens ich Teil von etwas Wundervollem bin. Gläubige leben hoffnungsvoller als Ungläubige. Und das ist auch ein Grund, warum es so leicht fällt, zu glauben. Auch wenn einem die Geschichten und Gleichnisse, die Daten und Gebete komisch vorkommen. Der Bauch will glauben, weil es der einfachere Weg ist. Und er überzeugt auch oft den Kopf damit. Und ein gutes Bauchgefühl ist allemal viel wert. Es stärkt die Hoffnung. Damit wird der Glaube Nahrung für die menschliche Hoffnung. Aber nicht weil er wahr ist, sondern weil die Hoffnung darauf, dass er wahr ist, besteht. Der Glaube vermag also wie bei einem Perpetuum mobile sich selber immer wieder Energie zu geben. Und er hat noch Energie für andere Prozesse übrig. Eine wundersame Erfindung des menschlichen Bedürfnis nach lebenswerter Zukunft.