Gott als sinnstiftende Institution

Das geht soweit, dass der Glaube an Gott zum Lebensinhalt werden kann. Nicht nur, dass ich Hoffnung habe, dass am Ende meines Lebens ich eine positive Vergeltung für meine Mühsal auf Erden erhalte, sondern auch, dass ich anderen Menschen beibringen will, wie sehr ich doch Recht habe mit meiner Haltung und meinem Glauben. Wie viel einfacher ist es, mein Leben zu meistern, wenn ich ihm einen Sinn geben kann. Nicht nur stumpf meinen Alltag zu leben, leben um zu überleben und nach mir die Sintflut, sondern behaupten zu können, dass ich das mache, weil es einen tieferen Sinn dafür gibt, macht mein Handeln für mich zufriedener. Ich fühle mich wohler in meiner Haut. Wenn ich als denkendes und reflektierendes Wesen etwas mache, weil es meiner Natur entspricht und es zur Arterhaltung dient, oder ob ich gefordert bin, eigenständig mein Leben selbstbestimmt zu gestalten und dabei darauf zu achten, dass ich meinen Weg als sinnvoll erachte, ist ein großer Unterschied. Sinnvoll erscheint ein Leben dann, wenn es einer bestimmten Wertevorstellung entspricht. (Friedrich Schleiermacher, 1792/93)
Ganze Religionszweige gehen davon aus, dass der Mensch hier auf der Erde ist, weil Gott es ihnen als Prüfung auferlegt hat. Nur dann, wenn sie das Leben hier auf der Erde im Glauben an Gott gestalten, können sie am Ende ihres Lebens, also nach ihrem Tod zu Gott in den Himmel kommen. Mit dem Bild, dass das Leben eine Prüfung darstellt, lassen sich viele viele unangenehme Dinge im Leben leichter aushalten. Es gibt vor, dass am Ende was positives dabei herum kommt. Der Glaube an Gott ist an sich also eine Hilfe für den Menschen. Ob es ihn gibt, ist davon gänzlich außen vor gelassen. Wie heißt es so schön: Der Glaube kann Berge versetzen. Wird dadurch die Existenz Gottes wahrscheinlicher? Nein, eher das Gegenteil. Wird doch deutlich, dass der Mensch ein großes Interesse daran hat, dass es einen Gott gibt, der am Ende alles gut ausgehen lässt. Was liegt da näher, als an dem festzuhalten, was einem das Leben sinnvoll erscheinen lässt. Ich werde sie nicht überzeugen können, an eine Blumenwiese vor dem Urknall zu glauben, wenn ich ihnen a) nicht stichhaltige Beweise oder b) eine sinnhafte Erklärung geben kann. Vielleicht dadurch, dass ich ihnen vormache, dass Gott in einer Blüte geboren wurde. Einer Blüte ewigen Lebens und unglaublichen Duftes.