Jungfrau oder nicht Jungfrau – das ist hier die Frage
Die Jungfrauengeburt spielte gerade schon eine Rolle. Kore (Persephone) gebar ihren Sohn als Jungfrau. Also weit vor Christi Geburt wurde in der griechischen Mythologie Aion von der Jungfrau Kore geboren. Bis zum Ende des 4. Jahrhunderts wurde dieses in Alexandria noch gefeiert. Dass ägyptische Riten auch bei christlichen eine Rolle spielen, werde ich ihnen im nächsten Kapitel noch näher bringen. Da die Jungfrauengeburt im christlichen eine große Rolle spielt, will ich sie noch kurz weiter beleuchten. In der Septuaginta, der griechischen Ausgabe des Alten Testamentes, das die katholische Kirche als Grundlage nimmt, ist beim Propheten Jesaja davon die Rede, dass eine „Jungfrau“ gebären wird. Der masoretische Text, also der hebräische Ursprungstext, spricht dagegen von einer „jungen Frau“.
Ist dies also ein Übersetzungsfehler oder eine bewusste Neuinterpretation?
In der ersten Zeit der Entstehung der Bibeltexte spielte die Jungfräulichkeit von Maria keine Rolle. Dies wird zum einen durch den Originaltext deutlich, bei dem von einer jungen Frau die Rede ist. Zum anderen Wird es dadurch deutlich, dass man Jesus nicht nur durch Maria, sondern auch durch Josef in eine heraustretende Stellung gebracht hat. Damit klar wird, dass Jesus von Gott gesandt ist, wurde er künstlich und fehlerhaft in der Erbfolge auf David zurückgeführt. Dies sowohl über Marias als auch über Josefs Erblinie. Dabei spielt Josef doch wohl keine Rolle. Also eine überflüssige Herleitung? Eher nicht, denn die Jungfräulichkeit Marias spielte erst zum späteren Zeitpunkt eine Rolle. In der Katholischen und Orthodoxen Kirche gar soweit, dass Maria vor und nach der Geburt Jesu Jungfrau war und geblieben ist. Denn nur ein vollkommen sündenloser Mensch kann alle Menschen von der Erbsünde befreien. Und wenn Maria und Josef Sex gehabt hätten, wäre Jesus ja nicht sündenlos. So steht es im Canon der Lateransynode von 649 unter Papst Martin I. Zu diesem Zeitpunkt wurde festgelegt, dass Maria Jungfrau war, als sie Jesu Christi gebar. Das sollten sie als Christen immer beherzigen: Sex, wenn nicht zum Wohle des Christentums, ist Sünde.
Für die Islamgläubigen gilt übrigens auch die Jungfrauengeburt, wenngleich im Koran wie auch in der Bibel der Umstand der Jungfräulichkeit Marias nur sehr zurückhaltend beschrieben ist. Sure 19 schildert die Weihnachtsgeschichte. Im Koran ist Maria übrigens die einzige erwähnte Frau.
Im Judentum gilt Maria als große Tochter Israels.
Vor dem Urknall spielte es keine Rolle, ob eine Jungfrau was besseres oder was schlechteres war. Frauenschuh und Frauenmantel hießen nicht Jungfrauenschuh und Jungfrauenmantel...