Kirche und Glaube, wo passt das noch

Viele Christen kehren der Amtskirche den Rücken zu, treten aus und protestieren so gegen Kirche als Organisation. Im Islam kann man nicht aus der Glaubensgemeinschaft austreten. Einmal dabei, immer dabei. Für die Christen aber ist das ein möglicher Schritt. Und natürlich treten auch neue Menschen in die christliche Kirche ein und natürlich treten auch ausgetretene wieder ein. Mir geht es gar nicht so sehr darum, ob jetzt alles schlecht ist oder ob viel Gutes dabei ist. Es geht mir um den zentralen Gedanken der Institution Kirche. Wofür benötigt die Gemeinschaft der Gläubigen eine Institution, eine Organisation Kirche? Sich selbst versieht die Kirche mit vier Kernaufgaben: der Diakonie (gelebte Nächstenliebe), der Liturgia (das Gedenken an Gott in Feiern), Kerygma (Verkündigung der guten Botschaft) und Koinonia (Gemeinschaft).
Für die Gläubigen ist die Kirche zum einen das Gebäude Kirche, in dem sie - wenn überhaupt noch - in den Gottesdienst gehen, und zum anderen der bürokratische Apparat. Aus kaufmännischer Sicht ein sehr notwendiger Apparat, denn die Kirche hat in so vielen Teilen des täglichen Lebens und des Überlebens ihre Finger drin, dass sich Profis um die monetäre Aufstellung der Amtskirche kümmern müssen. Ja, man hat auch eine eigene Bank. Bank, das ist so eine verschworene Gemeinschaft von Leuten, die Geld verleihen und dafür Zinsen nehmen. Das sind Menschen, die Jesus aus dem Tempel geschmissen hat, weil er mit den Machenschaften nicht einverstanden war. So interpretiert man die Idee Jesu Werke neu. Aber in ihrer Geschichte hat die Kirche mannigfache Fehler gemacht, zu denen sie jedoch nicht steht. Wenn mal wieder ein Ornatsträger der Pädophilie überführt wurde, dann bekennt man sich dazu, dass die Würdenträger ja auch nur Menschen seien. Wie viel Tausende und Abertausende Menschen jedoch ihr Leben lassen mussten, weil die Kirche ihre Verbreitung mit aller Macht (wörtlich zu nehmen) vorantrieb. Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Kondomverbot, … Alles Taten der Nächstenliebe.
Die Kämpfe Katholiken gegen Protestanten in Irland, die Islamisierung durch den IS, Sunniten gegen Shiiten, Isrealis gegen Palästinenser, Hisbolla, Iran...
Wo man auch hinschaut, ist Krieg im Namen des Herrn. Und das, obwohl in allen Religionen Gewaltverzicht eine große Rolle spielt.