Religion ist Opium des Volkes – Marx unter den Rauchern

Karl Marx schrieb 1844, dass die Religion der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt ist, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes. Er versteht die Religion als das illusorische, also als nicht erreichbare Glück des gemeinen Volkes. Bekannter ist der Ausspruch in der Abwandlung durch Wladimir Iljitsch Lenin als „Opium fürs Volk“. Wörtlich schreibt er 1905 in „Sozialismus und Religion“: Denjenigen, der sein Leben lang arbeitet und Not leidet, lehrt die Religion Demut und Langmut hienieden und vertröstet ihn mit der Hoffnung auf himmlischen Lohn.
In beiden Ansätzen wird Religion als vom Menschen geschaffenes System beschrieben, das zur Aufgabe hat, das bestehende Gesellschaftssystem zu bewahren. Dem Volke, als tragende und leidende Säule dieses Systems kommt die Aufgabe zu, die Notsituationen zu erleiden und den Luxus der Oberen zu ermöglichen. Indem das Gesellschaftssystem als göttlich gegeben bzw. gewollt dargestellt wird, wird die Verantwortung am bestehenden Zustand aus den Händen der Oberen genommen und in Gottes Hand gelegt. Einer Revolte gegen die Oberen wird somit der Boden entzogen. Religion bekommt eine Gesellschaft stabilisierende Funktion. Die wirkliche Existenz Gottes oder die Nichtexistenz spielt nur eine untergeordnete Rolle. Da es jedoch ein vom Menschen geschaffenes System ist, beinhaltet es, dass auch Gott vom Menschen erfunden worden  ist.
In einem stark hierarchischen Gesellschaftssystem setzen sich Werte und Normen durch, die von der oberen Schicht vorgegeben werden. Zur Durchsetzung benötigt es Macht, diese Werte auch gegen die Bestrebungen der unteren Schicht durchzusetzen. Je schlechter es der unteren Schicht geht, desto größer muss die Kraft sein, um z.B. eine Revolution zu verhindern. Eine funktionierende Methode ist, Soldaten zu unterhalten, die einen Aufstand der unteren Schicht niederschlagen können. Armeen zu unterhalten ist jedoch teuer, da diese gut ausgerüstet, die Soldaten gut bezahlt und die Stationierung gut gewählt sein müssen. Somit wird eine Macht aufgebaut, die von Außen auf die untere Schicht einwirkt.
Wirksamer und preiswerter sind jedoch Systeme, die von Innen wirken. Also Methoden, die bewirken, dass die untere Schicht von sich aus die Werte und Normen des bestehenden Gesellschaftssystems hoch halten. So funktioniert z.B. Demokratie. Wenn die obere Schicht jedoch vor bösen Überraschungen geschützt sein will, trotzdem sie die untere Schicht ausbeutet, braucht es andere Methoden. Hier kommt Religion ins Spiel. Wenn der unteren Schicht klar gemacht wird, dass es einen Gott gibt, der die Welt geschaffen hat, der mächtig ist, selbst in die bestehende Natur einzugreifen, der verehrt werden will, damit er keine Gewalt gegen die Bevölkerung ausübt und der das aktuell bestehende System befürwortet, dann werden die Bestrebungen sehr gering ausfallen, die obere Schicht zu stürzen.
Religion, von der Oberschicht eingesetzt, ersetzt somit eine Armee, weil es das Volk von innen heraus die bestehende Gesellschaftsordnung befürworten lässt.
Religion als Opium fürs Volk oder des Volkes meint, dass durch den rauschhaften Zustand Not und Elend ihre bedrückende Wahrnehmung verlieren und der Betroffene in einen Zustand von „ist mir egal“ gelangt.
1763 gründete der Fürst Samiel III von Abstrusistan die Religion der Floragottheiten. In dieser Glaubenswelt stellten die Götter Rosae, Nelkae und Gerberae die Schöpferinnen des Universums dar. Diese existierten schon lange vor dem Urknall und herrschten über eine große Blumenwiese. Da sie sich zerstritten, einigten sie sich darauf, die Blumenwiese in einem großen Knall in alle Richtungen sich ausdehnen zu lassen, damit jede der drei ihr eigenes Reich zum herrschen hat. Samiel III Beschrieb, dass sie immer noch herrschten und für kleine Teilbereiche ihres Herrschaftsgebiet ausgewählte Fürsten zur Verwaltung der Gebiete eingesetzt haben. Als solcher bezeichnete sich Fürst Samiel III.
Leider fehlte ihm ein Volk, dem er seinen Glauben nahe bringen konnte.