Vorwort

Gibt es einen Gott? Und wenn es ihn gibt, ist es ein liebender oder ein strafender Gott? Wo wohnt Gott? Was passiert, wenn man tot ist? Wer kommt in den Himmel?
Diese und ähnliche Fragen beschäftigen uns Menschen von Kindheit an. Meist geben Mama und Papa die Antworten. Die Schule als Wissens- und Wertevermittlung bezieht ebenfalls Stellung, da auch hier Religion als Unterrichtsfach angeboten wird. Man muss nicht hingehen, kann aber. Man muss nicht glauben, kann aber. Die Frage ist: woran glaubt man.
Christentum als Weltreligion wäre eine Möglichkeit, Islam, Judentum, Mormonen, Zeugen Jehovas andere. Egal ob katholisch, evangelisch, protestantisch, freikirchlich, orthodox…
Immer gibt es den „einen wahren Gott“. Die Theologen sprechen vom Monotheismus, weil sie sich gerne in Latein ausdrücken. Und natürlich haben sie auch eine Begründung dafür, warum es der „wahre“ Gott ist. Gott ist allmächtig, er erschuf Himmel und Erde, die Tiere und den Menschen. Gott liebt die Menschen, weil er sie nach seinem Ebenbild schuf.
Wenn das so ist, dann stellt sich die Frage, warum nicht alle an diesen einen wahren, allmächtigen Gott glauben, der es gut mit den Menschen meint?
Eine der schnellsten Antworten auf diese Frage, würde wohl sein, „weil man die Existenz Gottes nicht beweisen kann“. Man muss es „glauben“. Aber diese Antwort greift etwas zu kurz. Sicherlich stellt sich dabei die Frage nach der Existenz Gottes. Aber auch nach der Lebensweise von Menschen. Tiere glauben an keinen Gott. Und Pflanzen? Wann haben Sie zuletzt mit einer Begonie über die Liebe Gottes debattiert.Stellen sie sich auf eine Blumenwiese – solange es nicht die von ihrem Nachbarn ist – umarmen sie das Gras und rufen sie laut: Gott liebt euch, ihr Blümchen. Es wird ihnen gleich viel besser gehen und sie werden sich so sehr selber lieb haben, dass man ihnen die zum Thema passende „hab-mich-lieb-Jacke“ anziehen wird. (sie wissen, die Weißen, bei denen man die Arme so schön auf dem Bauch verzurren kann.) Aber das tun wir Menschen nicht. Wir wollen für ernsthaft gehalten werden. Und noch eine Eigenschaft zeichnet uns aus: unsere Neugier. Wir sind an den Dingen und ihren Zusammenhängen interessiert. Rätsel lösen ist eine Fähigkeit unseres Gehirns und es will gerne viele davon lösen. Neben unwichtigen Rätseln wie Sudoku, die 427ste Stelle von Pi, welche Farben stehen dem Herbsttyp, ob die Erde rund oder eine Scheibe ist und ob mein Geld noch bis zum Ende des Monats reicht, gibt es auch essenzielle Fragen: Woher der Strom kommt (Kernreaktor oder Windanlage), woher die Lust an Rätseln kommt und unter weiterem auch, woher der Mensch kommt.
Menschen, die nicht viel wissen, kann man viel erzählen. Mit der richtigen Überzeugung in der Stimme und den Worten, kann man sie viel glauben machen. Das funktioniert auch deshalb, weil der Mensch interessiert ist an Erklärungen. Er ist neugierig und unsicher. Als dieser will er sich die Welt erklären, um sich sicherer zu fühlen. Und dabei hilft ihm seit ein paar Jahrhunderten die Wissenschaft. Sicherheit in Erklärungen beruhen seitdem auf der Annahme, dass der Mensch eher das glaubt, was er wissenschaftlich nachweisen kann.
Käme ich zu der Frage, was ein wissenschaftlicher Nachweis oder Beweis ist. Unser heutiges Denken in unserem Kulturkreis ist stark geprägt durch verschiedene Epochen, die unsere Gesellschaft durchlaufen hat, bzw. durch die sie sich so gebildet und geformt hat, wie wir heute darin leben. Eine dieser Epochen nennt sich die Zeit der „Aufklärung“. In ihr ging man vielen Fragen der Zusammenhänge in der Welt nach. Die Naturwissenschaften bildeten sich im Laufe der Zeit und der nachfolgenden Epochen. Diese Naturwissenschaften beeinflussen unser tägliches Denken mehr, als es uns bewusst ist.
Im Sinne dieser Wissenschaften ist ein Beweis dann erbracht, wenn ich ihn zu einer beliebigen Zeit an einem beliebigen Ort beliebig oft wiederholen kann und das Ergebnis immer das gleiche ist. Lege ich zum Beispiel ein mit Wasser randvoll gefüllte Glasflasche in ein Gefrierfach, platzt die Flasche auf, wenn das Wasser gefriert und zwar unabhängig von der Tageszeit und dem Ort. Der Beweis dafür, dass Wasser sich ausdehnt, wenn es gefriert. Ließe sich jetzt die Existenz Gottes beweisen, wären alle Fragen des richtigen Glaubens doch gelöst, oder?
Gott lässt sich nicht beweisen und die Nichtexistenz Gottes auch nicht. Per Glaubenssatz hat Gott die Welt erschaffen. Also kann ich ihn nicht mit den Bordmitteln seiner eigenen Schöpfung beweisen. Genauso kann ich ihn mit den gleichen Mitteln nicht widerlegen. Solange wir uns „im System seiner Schöpfung“ bewegen, hilft uns die Naturwissenschaft nicht weiter, weil diese sich nur auf Regeln im System beziehen kann, nicht aber auf die Entstehung des ganzen. Mit ihr kann ich erklären, warum die Erde ist „wie“ sie ist, aber nicht „was“ sie ist. Die Urknalltheorie ist ein gutes Beispiel dafür. Man kann mit wissenschaftlichen Methoden bis zum Punkt des Urknalls zurückgehen. Weiter aber nicht, weil es keine Maßstäbe für das Vorherige gibt. Ich könnte jetzt die Theorie aufstellen, dass vor dem Urknall das Ganze Universum schon existierte und eine große Blumenwiese war, voller Leben und Schönheit. Ich würde wohl nicht viele Anhänger finden, die der gleichen Meinung sind wie ich. Ich kann es ihnen nicht beweisen, kann sie aber ermuntern, dies trotzdem zu tun. In den folgenden Abschnitten werde ich Sie geneigter Leser also dazu bringen wollen, anzunehmen, dass vor dem Urknall das Weltall eine Blumenwiese war. Und wenn ich das geschafft habe, können sie auch ruhigen Gewissens weiter an Gott glauben. Sollten sie nicht an Gott glauben, stellt sich mir die Frage, warum sie ein Buch lesen, dessen Inhalt sie nicht berührt. Oder wollen sie sich einfach nur sicher sein, dass sie an das nicht Richtige nicht glauben.