Welche heilige Schrift ist die Richtige und warum gehören bestimmte Texte dazu und andere nicht

Ich werde also nicht drumherum kommen, ihnen ein bisschen über die Entstehung der heiligen Bücher zu erzählen, da sie die Hauptquellen unserer Erkenntnisse über Gott sind.
Der erste Teil der christlichen Bibel ist das Alte Testament, was sich mit dem Gottesbild vor der Zeit Jesu Christi befasst und auch vorher entstanden ist. Für die Juden bilden die gleichen Schriften den Tanach, auch hebräische Bibel genannt. Es ist eine Sammlung religiöser Texte von verschiedenen Autoren. Das Alte Testament beginnt mit dem Leben und Wirken Moses, einer grundlegenden Figur für Christen und Juden gleichermaßen, aufgeteilt in fünf Kapitel. Für die Christen sind das die fünf Bücher Moses, für die Juden die Tora. In ihr ist die Entstehungsgeschichte des Judentums, auf dem das Christentum aufbaut niedergeschrieben. Außerdem enthält es 365 Verbote (so viele wie Tage im Jahr) und 248 Gebote (so viele wie nach damaliger Vorstellung Glieder im menschlichen Körper).
Der Tanach entstand im Laufe von ca. 1200 Jahren von 1000 v. Chr. bis 200 n. Chr. zuerst durch mündliche Überlieferung, später durch Schrift. Man geht davon aus, dass die Überlieferungen ziemlich korrekt sind, so dass die Texte auch noch heute ihren ursprünglichen Wortlaut haben.
Der Koran entstand im Laufe von 23 Jahren von 620 n. Chr. an. Es wurde dem Propheten Mohammed vom Erzengel Gabriel ins Herz geschrieben, der es auswendig rezitierte, da er nicht lesen und schreiben konnte.
Für alle Werke, also Tanach im Judentum, Altes und Neues Testament im Christentum und Koran im Islam gilt, dass die niedergeschriebenen Worte nicht vom Menschen, sondern von Gott selber stammen. Er hat sie selber formuliert und niederschreiben lassen. An ihnen darf kein Wort verändert werden. Dies ist mit ein Grund, weshalb man von hoher geschichtlicher Authentizität der Wiedergaben der Wortlaute ausgehen kann.
Das bedeutet aber nicht, dass die jeweilige Heilige Schrift auch unangetastet Bestand hatte und hat.
Für die Tora gilt die zeitliche Festlegung 400 v. Chr. Andere Schriften kamen dazu, bis 100 n. Chr. die Endgültige Fassung des Tanach (Tenah) festgelegt wurde. Dazu wurden z.B. alle griechischen und aramäischen Texte, die bislang dazu zählten wieder entfernt. Dazu wurden Texte interpretiert und festgelegt, andere verworfen und alle umgangssprachlichen und fremdsprachigen Stellen verändert oder ausgeschlossen. Dass heute keiner mehr das Hebräisch der Bibelhandschriften übersetzen kann geschweige denn weiß, wie es ausgesprochen wurde, ist der Preis dafür. Sprache verändert sich eben mit der Zeit.
Für das Christentum galten von vornherein die vier Evangelien, die Apostelgeschichte und viele Briefe zu den neuen Schriften (Neues Testament). Jedoch auch hier wurden Briefe aufgenommen, diskutiert und verworfen. Die Sammlung der Paulusbriefe z.B. wurde erst im 2 Jhd. beschlossen. Das Evangelium des Thomas wurde erst 230 n. Chr. bekannt. Im späten 2 Jhd. wurden die Schriften zusammengestellt, die Kirchenväter für authentisch hielten. Erst im 4. Jhd. wurde die endgültige Fassung erklärt. Anfang des 16 Jhd. erhielt die Bedeutung der altgriechischen Schriften (die von den Juden verfasste und selbst wieder verworfene Septuaginta, also das Alte Testament der Christen) andere Gesichtszüge, als Martin Luther die Texte neu interpretierte und sich dabei auf die ursprünglichen hebräischen Texte stützte.
Der Koran stammt nach islamischer Meinung direkt von Gott. Der dritte Nachfolger von Mohammed Othman schrieb als erster die Worte nieder, die Mohammed (Muhamad) im Zeitraum von 23 Jahren verkündete. Wissenschaftliche Koranforschung datiert die Wurzeln aber als älter. Quran (koran) ist aramäisch, genau wie sura (Sure) und aya (Vers). Es entstanden zahlreiche Koranvarianten. Für die Mehrheit der Muslime (Sunniten) gilt heute die offizielle Version von Kairo aus dem Jahr 1924, die sich auf den othmanischen Koran bezieht. Originale eines Othmanischen Koran gibt es nicht. Viele Muslime erkennen deshalb diese Version auch nicht als die einzig verbindliche Version an. Außerdem geht man inzwischen davon aus, dass ca. 25% des Koran falsch übersetzt wurde. Teilweise geschieht das mit absurden Übersetzungen wie „Dickichtbewohner“ (al-Aykah) statt „Stadtbewohner“ (Laykah=ptolemäische Hafenstadt). Die „Reformation des Koran“ steht wohl noch an.

Es wurde viel diskutiert und viele gelesen, viel übersetzt und viel abgeschrieben, neu übersetzt, verworfen, wieder erneuert und so weiter und so fort.
Es gibt kein von Gott diktiertes Schriftstück, nach dem wir heute ohne Interpretation leben könnten. Alles ist Geschichte und wurde durch die Menschen geprägt, die zu der Zeit lebten und dachten, was das richtige ist. Jemand, der willentlich ist, etwas zu glauben, wird über Inhalte und deren Wahrheitsgehalt, die sich auf das selbst geglaubte beziehen, anders urteilen, als ein Unvoreingenommener. Insofern sind die Entstehungen der Heiligen Schriften keine von außen kommende unverrückbaren Wahrheiten, sondern von innen bewertete gesellschaftliche Übereinkommen.